„Ich lese nicht oft Reisebücher, weil sie mir das Gefühl vermitteln, eigentlich ein Provinzler zu sein. Bei Katharina Herrmanns Bericht ist das ganz anders. Ihr kommt es nicht darauf an, zu zeigen, was sie alles gesehen hat, sie holt den Leser hinein in ein anderes, das Reise-Lebensgefühl. Sie nimmt Urlaub auf unbestimmte Zeit und begründet das so: „Unsere Reise sollte eben kein ‚längerer Urlaub‘ sein, sondern eine ganz andere Lebensform. Unsere Erfahrung der bisherigen Reisen hatte uns gezeigt, dass wir mit einem Zeitlimit im Geist immer auf ein Ziel hin ausgerichtet waren. Dadurch ändert sich die Wahrnehmung und jedes ‚Hindernis‘ oder jeder Impuls wird als Störung empfunden. Das Leben unterwegs bedeutet für uns, im Moment zu sein und jedem Tag mit Neugierde und Offenheit zu begegnen. Das heißt nicht, keine Pläne zu machen, aber diese nicht so ernst zu nehmen und flexibel auf die Geschehnisse des Augenblicks zu reagieren.
Wir nennen diesen Effekt den Unterschied zwischen Zielmodus und Reisemodus und wir haben festgestellt, dass es auch im normalen Alltagsleben sehr bereichernd ist, zwischen diesen beiden Zuständen wählen zu lernen.“ (S. 113)
Vielleicht ist diese Auffassung nur eine Anwendung der Konfuzius zugeschriebenen Weisheit: „Der Weg ist das Ziel“ – aber was das für ein Team, bestehend aus Katharina Herrmann, gelernte Krankenschwester, und ihrem Freund Thomas, IT-Ingenieur, bedeutet, wenn sie auf Motorrädern erst tief nach Afrika hinein und einige Jahre später von Buenos Aires nach Feuerland und von dort bis nach Alaska fahren, das kann man in „Reise leben“ nachlesen, miterleben und nachvollziehen. Der lebens- und leiderfahrene trockene Humor der Verfasserin dieses ungewöhnlichen Reisebuchs macht die Lektüre kurzweilig, und man ist mit den beiden Reisenden jeden Tag gespannt darauf, was der nächste bringt – und da kann es durchaus sein, dass der Lebensbericht eines zufällig getroffenen Menschen als so bereichernd empfunden wird, dass all die atemberaubenden Landschaften nebensächlich erscheinen. Lesenswert – mit Abbildungen und Streckenskizzen.“ Dietrich

Am ersten Septemberwochenende bin ich mal wieder beim „MRT“ in Gieboldehausen am Fuße des Harz. Auch in diesem Jahr hat das Orga-Team des „Motorrad-Reise-Treffen“ einige interessante Programmpunkte aufgerufen. Zudem will ich alte Bekannte treffen und die obligatorischen Benzingespräche führen. Ein Rundgang durch die gut gefüllte Ausstellerhalle steht an, am Eingang zur Halle bemerke ich einen kleinen runden Stehtisch. Ein Buch wird verkauft: „Reise leben“ von Katharina Herrmann, der Name des Buches und der Frau sagen mir nichts. Zwei raumgreifende Motorradfahrer haben sie in Beschlag genommen, da muss ich mich gedulden, ich komme nicht nicht näher an den Tisch heran. So greife ich mir durch das Gedränge ein Ansichtsexemplar und schaue es mir an. Hmm, Selbstverlag, wohin ging die Reise, doch eine ganze Reihe Fotos, die Schreibe liest sich flüssig, der Preis ist ok. Bis ich an die Reihe komme, müssen die beiden Herrschaften aber erst fertig erzählen. Die Wartezeit in der zweiten Reihe nutze ich dazu, mir das Buch und auch die Autorin anzuschauen. Sie hat eine ruhige Art, eine freundliche Stimme, sie strahlt Gelassenheit aus. Als dann meine Vorredner zu einem Ende kommen und weiter ziehen, bin ich an der Reihe. Ich fasse mich allerdings kurz und komme direkt auf den Kauf des Buches zu sprechen.
Ich habe es nicht passend, also muss sie mir Wechselgeld herausgeben. Dabei fallen mir ihre Hände auf. Sehr gepflegte Hände mit kurz geschnittenen Fingernägeln. Hände, die Arbeit kennen. Das gefällt mir in dieser ach so modischen Zeit. Wir wechseln kurz ein paar Worte. Was bleibt? Ein „Hello and Good-Bye“. Auf Wiedersehen!
Zu Hause angekommen, wartet zunächst die liegengebliebene Arbeit auf mich.  Dann habe ich Zeit für meine nächste Lektüre, das Buch von Katharina Herrmann. Was bei der Lektüre von Reiseberichten und Reiseliteratur selten genug passiert: es lässt mich nicht unbeteiligt. Recht bald stellen sich mir Fragen: Wie kommt jemand dazu, eine Reise wie diese zu erfahren? Auf Motorrädern, mit dem Partner, auf dem Landweg, was macht das mit dieser Person? Mit jeder Seite die ich lese, eröffnen sich mir Fragen. Zum Teil habe ich durch eigene Reisen selbst erlebt, was das mit mir macht. Durch das Buch lerne ich, was die Reise mit den Reisenden gemacht hat. Meine längste Reisedauer war drei Monate. Da ging es kreuz und quer durch halb Europa bis in den Iran und wieder zurück, natürlich Landweg, natürlich draussen (in der Welt) schlafen. Später Motorradreisen durch drei viertel Europa. Das als arbeitender Mensch im zeitlichen Rahmen eines Jahresurlaubs. In diesen Dimensionen kann ich mitreden und bilde mir ein, ich wüsste was.
Nur wenige Reisebücher haben mich so beeindruckt, wie das von Katharina Herrmann. Der Reisebericht beschreibt das Leben in der Welt. Nicht nur die Reise wird beschrieben, auch die persönlichen Belange gehören mit dazu, die Freude am Reisen, die Freude an den Menschen, denen man begegnet und deren Lebenssituation, soweit erfahrbar. Die Bereitschaft, nicht nur zu nehmen, sondern auch zu geben, das ständige Bemühen, mit sich und der Welt in eine Balance zu kommen, was natürlich nicht immer funktioniert. Ein ruhiges und auch ein spannendes Buch, das sich gut und flüssig liest.
Katharina Herrmanns Buch „Reise leben“ hat es in meinem Bücherregal in direkte Nachbarschaft meiner zwanzig liebsten Reisebücher geschafft, die Bücher von Ted Simon gehören dazu, um nur einen Autoren zu nennen. Jetzt warte ich auf den zweiten Band von „Reise leben“. Peter

„…heute habe ich schließlich das Lesen Deines so interessanten Buches beendet, wobei ich zunächst den Teil 2 ‚Weltreise/Amerikas‘ verschlungen habe und danach Teil 1 ‚Wie alles begann‘. Mein ganz großes Lob ob Deines Schreibstils, der mich sehr beeindruckt hat hinsichtlich der Klarheit der Sprache, hinsichtlich der Detailbeobachtungen und des Auskleidens in schmückende Worte. Und erfreulich ebenfalls, daß die Rechtschreibung wirklich in Ordnung war, worüber man heutzutage oft die Haare raufen muß; sagt ein Verfechter der deutschen Sprache.. “ Alfons

...Ich habe mit Euch geschwitzt und gefroren, die wärmenden Quellen und morgendlichen Ausblicke aus dem Zelt genossen, mit Foster und Jolly Schotter ertragen und selbstverständlich den angekündigten Bären gefürchtet, der sich dann gottseidank in den Weiten Wyomings verlaufen zu haben scheint. Auch habe ich versucht, mir die lieblichen und grandiosen Landschaften nebst Tieren und Pflanzen vor's innere Auge zu zaubern. Natürlich musste der Weg auch immer im Atlas verfolgt werden.
Und immer wieder habe ich in meiner behaglichen Position trotz ehrlichen Mitleidens laut gelacht (sowas gibt es also) über Eure Erlebnisse mit den diversen Grenzbehörden oder der Paketausgabe in Cuzco, die Szenen waren einfach zu gut beschrieben...
Heinrike

Zimmer mit Ausblick

...In vier Tagen habe ich dein Buch in mich hineingefressen. Nach weniger als 100 Stunden war es leider schon zu Ende. Du hast grosses Talent, etwas in Worte zu setzen, zu beschreiben, zu schildern- plastisch und farbig. Herzlichen Glückwunsch!! Nachdem ich Dein Buch angefangen hatte, konnte ich es nicht mehr aus der Hand legen, bis es zu Ende war. Bin sehr gespannt auf Deine Fortsetzungen. Wieland